Agendagruppe Lichtental

Welche Anforderungen muss das Grätzl des 21. Jahrhunderts an ein gutes Zusammenleben erfüllen? Wie wird der öffentliche Raum aufgeteilt? Wie soll unser Grätzl heute, morgen und in 100 Jahren aussehen? Und wer soll eigentlich über diese Fragen entscheiden?

 

Wir, die Agendagruppe Lichtental, sind aus der Unzufriedenheit mit dem Status Quo entstanden. Probleme, die sich in Großstädten bereits seit Jahrzehnten ankündigen, werden jetzt auch verstärkt in der Öffentlichkeit wahrgenommen. Es zeigt sich, dass die Großstadt in ihrer heutigen Form nicht den Herausforderungen globaler Krisen gewachsen ist. Auch in unserem Grätzl spüren wir den alljährlichen Rekordsommer, und auch hier werden die eigenen vier Wände nicht nur während globaler Pandemien zu eng. Wir sind der Überzeugung, dass der Zugang zum öffentlichen Raum in der dicht verbauten Großstadt kein Privileg sein darf, sondern ein Recht sein muss. Es wird Zeit, Platz für die Menschen im Grätzl zurückzugewinnen.

 

Vor beinahe zwei Jahren hat sich Lena darum ein Herz gefasst und die Agendagruppe Lichtental ins Leben gerufen. Ihre Idee: Das Lichtental soll ein Supergrätzl werden! Mittlerweile ist die Idee über die einzelne Person hinausgewachsen und wird von einigen tatkräftigen Mitgliedern und vielen Unterstützer:innen verwirklicht.

 

 

Die Idee: Das Lichtental soll ein Supergrätzl werden!

 

Es mangelt nicht an kreativen Ideen, das Zusammenleben in der Großstadt neu zu denken. Tatsächlich erscheint die dringliche Transformation des städtischen Lebensraums häufiger als Chance denn als Herausforderung. Das stadtplanerische Konzept des Superblocks findet heute schon in mehreren europäischen Großstädten in verschiedenen Formen Anwendung und Zuspruch. Im Grunde geht es bei dem Konzept um eine Neuverteilung des öffentlichen Raums. Dies geschieht durch eine Reorganisation des Verkehrs zugunsten der Bewohner:innen und Nutzer:innen des Superblocks. Wie eine Oase in der Großstadtwüste bleibt der Superblock damit großteils unberührt vom motorisierten Fließverkehr und dessen gesundheitsschädlichen Auswirkungen. Grundsätzlich können die, die im Superblock auf ein Auto angewiesen sind, auch weiterhin jedes Haus erreichen. Dasselbe gilt freilich auch für jegliche Einsatz- und Servicefahrzeuge. Der zentrale Punkt: Die Verteilung des öffentlichen Raumes im Inneren des Superblocks orientiert sich an den Bedürfnissen der Menschen. Die Drosselung des motorisierten Individualverkehrs, die Reduzierung von Stellplätzen und eine effektive Nutzung der vorhandenen Garagenplätze schafft aus Parkraum neuen Lebensraum. Das Resultat? Mehr Platz für dringend nötige Erholungs- und Aufenthaltsorte, für schattenspendende Bäume und Begrünung, für öffentliche Veranstaltungen, Pocket Parks und eine allgemeine Hebung der Verkehrssicherheit und Luftqualität.

Das Lichtental in seinen Grenzen zwischen Liechtensteinstraße, Althanstraße und Alserbachstraße bietet gute Voraussetzungen für die Umsetzung eines Superblocks. Mit dem Lichtentalerpark verfügt unser Grätzl über ein natürliches Zentrum, umgeben von Volksschule, Jugendzentrum und Kirche. Neben diesem “Grätzlkern” zeichnet das Lichtental seine markanten Stiegen, die hohe Dichte an Gemeindebauten und sein bunt gewürfeltes Gebäudeensemble aus. Das Grätzl ist dicht bewohnt und belebt, viele verbringen auch die Ferienzeit im Grätzl und der verfügbare Freiraum wird voll ausgenutzt. Im Sommer platzt der kleine Lichtentaler Park aus allen Nähten. Und trotzdem läuft rund um dieses natürliche Grätzlzentrum nicht nur eine Fahrspur, der Park ist auf beiden Seiten auch noch von Parkplätzen gesäumt. Die Erweiterung des Parks wäre ein wichtiger Schritt zur gerechteren Verteilung des knapp bemessenen Raums, aber auch im restlichen Grätzl sehen wir viel Potential für Veränderung. Wir haben eine Vision und viele Ideen für das Supergrätzl Lichtental, die wir im Austausch mit Expert:innen und unseren Nachbar:innen verfolgen.

 

 Mein Block, Dein Block, Unser Block, Superblock!

 

Das Supergrätzl Lichtental ist ein Projekt von den Menschen im Grätzl für die Menschen im Grätzl. Mitsprache soll jeder haben, der hier wohnt, arbeitet oder den Raum anderweitig nutzt. Auch die Mitglieder der Agendagruppe Lichtental leben alle entweder selbst im Grätzl oder nutzen es regelmäßig. Unser Einsatz ist ehrenamtlich, umso mehr sind wir für die Umsetzung unserer Ideen auf Unterstützung angewiesen. In Fragen der technischen Umsetzung haben wir mit dem Forschungskollektiv Tune Our Block ein Team aus Expert:innen als wertvollen Kooperationspartner gewonnen. Auch im Grätzl selbst haben wir bereits enge Kontakte zu den wichtigsten Institutionen geknüpft. Ebenso wichtig ist uns die Unterstützung und das Wissen von Grätzlexpert:innen, kurz: den Bewohner:innen und Nutzer:innen des Grätzls. Wo soll das Bankerl oder der Radbügel in der eigenen Straße stehen? Wo wünschte man sich schon immer mehr Baumschatten oder einen kühlenden Brunnen? Welche Parkplätze müssen wo erhalten bleiben? Durch aktive Information, Austausch und Beteiligung wollen wir das Supergrätzl Lichtental im Rahmen des Machbaren kokreativ gestalten.

 

Am Ende der Entwicklung steht unserer Vision nach ein Supergrätzl Lichtental, das neue Freiräume für ein soziales Miteinander bietet, den Anforderungen globaler Krisen gerecht wird, und von uns und unseren Nachbar:innen gestaltet wurde. Das Lichtental war und ist ein oft stiefmütterlich behandelter, blinder Fleck im Bezirk. Wir wollen das Supergrätzl Lichtental zu einem Vorreiter in Wien machen!

 

Falls Du bei uns mitmachen willst, freuen wir uns über Deinen Besuch bei einem unserer regelmäßigen offenen Treffen. Über unser weiteres Vorgehen, unsere Aktionen, Workshops und Veranstaltungen informieren neben diesem Blog auch unsere Social Media Kanäle.

 

 Kernteam: Claudia, Georg, Lena, Magdalena, Max, Mona


Kontakt

Jan Gartner